In diesem Artikel wird jeder der 4 Autoren des Wahlorakels eine kurze Einschätzung unserer Vorhersage vornehmen. Es wird eine rein intuitive Erklärung mit Spekulationen. Die genau statistische Evaluation kommt in einem gesonderten Artikel.
Edith: Mein unmittelbarer Eindruck ist, dass unser Modell in vielerlei Hinsicht wahrscheinlich schon ganz gut funktioniert. Ich freue mich darauf im Detail zu analysieren, wo welche Abschweifungen stattgefunden haben, um dann zu klären warum. Es reizt mich, unser Modell weiterzuentwickeln, ihm neue Aspekte hinzuzufügen und weiter an ihm zu feilen. Der allgemeine Trend unseres Orakels, dass die CSU weiterhin stärkste Kraft bleibt, gefolgt von der SPD und, dass Verluste dieser Parteien eher zu einem Ruck ins Grüne als einem Rechtsruck geführt haben, scheint mir weitestgehend bestätigt. Die gestrige Wahl könnte angesichts der corona Pandemie auch besonders sein, weil Wahlen in nächster Zeit voraussichtlich ausschliesslich via Briefwahl oder durch neue, noch unbekannte Methoden stattfinden werden!
Thomas: Es ist spanned zu sehen, dass das Modell viele der Entwicklungen voraussagen konnte, auch wenn die Wahl am Sonntag unter sehr besonderen Voraussetzungen stattgefunden hat. Es ist klar, dass eine Vorhersage Grenzen hat. Wo liegen diese Grenzen? Können wir systematische Abweichungen erklären und wenn ja wie? Auf diese Fragen werden uns die genaueren Analysen (hoffentlich) Antworten geben können. Eine spannende Auswertungsmöglichkeit könnte in einer genaueren Analyse der Briefwahlstimmen erfolgen. Hier sollte man den Einfluss der Corona-Pandemie weniger stark beobachten können, als bei den Stimmen, die direkt im Wahllokal abgegeben wurden.
Chris: Alles in Allem können wir mit unserer Prognose für die Wahl in Bayern ganz zufrieden sein. Ich bin schon auf die genaue Auswertung gespannt, jedoch scheinen wir die grobe Richtung der Wahl einigermaßen treffend vorhergesagt zu haben. Die bestehenden Abweichungen liefern genügend Material, um unser Modell weiter zu verfeinern indem wir nach weiteren Einflussfaktoren suchen. Bei der weiteren Auswertung interessiert mich besonders ob wir einen strukturellen Unterschied der Vorhersagegenauigkeit zwischen Stadt- und Landgemeinden beobachten können.
Marius: Ich stimme vielem zu, was vorher bereits angesprochen wurde. Das Narrativ, wie Edith beschreibt, scheinen wir getroffen zu haben. Das Auftreten neuer Wahlvorschläge und Parteien haben wir, so wie ich das jetzt sehe, relativ gut eingeschätzt. Das bedeutet, dass unsere Strategie Erfahrungen aus Listen anderer Orten zu übertragen grundsätzlich keine schlechte ist. Was die Qualität unserer Vorhersage betrifft, schätze ich uns wieder bei ca. 75-85%, mit Unsicherheit bei ca. 90%, richtig vorhergesagter Sitze, wobei auch hier die statistische Auswertung fehlt. Darauf kann man aufbauen!