In diesem Artikel stellen wir unsere Vorhersage zur Oberbürgermeister:inwahl in Stuttgart 2020 vor.
Hintergrund: Die letzte Oberbürgermeister:inwahl fand in Stuttgart im Jahr 2012 statt. Damals konnte sich der Grüne Fritz Kuhn in einer Stichwahl gegen Sebastian Turner von der CDU mit 53% zu 45% durchsetzen. Im ersten Wahlgang hatte Kuhn mit auch schon etwa 4000 Stimmen mehr als Turner, während Bettina Wilhelm (SPD) und Hannes Rockenbauch (SÖS) mit 15 bzw. 10 % nur eine untergeordnete Rolle spielten.
Seitdem wurde in Stuttgart unter anderem der Stadtrat zweimal neu gewählt – zuletzt im Jahr 2019. Dabei wurden die Grünen mit Abstand stärkste Kraft. In dieser Wahl musste insbesondere die CDU schwere Verluste hinnehmen, während SPD und SÖS leichte Verluste verbuchen mussten. Noch eindrucksvoller erscheint der Sieg der Grünen auf Bezirksebene, wo die Grünen in 18 von 23 Bezirken die größte Fraktion sind, 2014 waren es lediglich 3. In allen dieser 15 gewonnen Stadtteile war die CDU 2014 stärkste Kraft – heute ist sie nur noch in 4 Bezirken die größte Fraktion. Daneben wurde auch der Trend der weiteren Zersplitterung des Lokalgremien spürbar. Mit 14 vertretenen Gruppierungen wurde ein neuer Rekord aufgestellt.
Kandidierende: Nach der Ankündigung von Fritz Kuhn nicht noch einmal kandidieren zu wollen, hat sich ein breites Feld an Aspiranten gefunden, die im Stuttgarter Rathaus auf dem Chefsessel Platz nehmen wollen. Unter anderem kandidieren
- Marian Schreier, Bürgermeister in Tengen und unabhängig
- Frank Nopper, OB von Backnang und unterstützt von der CDU
- Malte Kaufmann, Unternehmer und unterstützt von der AfD
- Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und unterstützt von Die Linke, Piratenpartei sowie Demokratie in Bewegung
- Martin Körner, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und unterstützt von der SPD
- Veronika Kienzle, Vorsitzende des Bezirkbeirats Stuttgart-Mitte und unterstützt von den Grünen
Stichwahl – Ja oder Nein: Wenig überraschend sind unsere Algorithmen hier alle einer Meinung – Ja. Die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl verorten wir bei:
> 99%
Wir wissen natürlich, dass es bei Vorhersagen keine absolute Gewissheit gibt, aber hier sind wie so nah dran wie wir es sein können.
Vorhersage: Wir erwarten Frank Nopper und Veronika Kienzle als die zwei stärksten Kandidierenden des ersten Wahlgangs. Dabei geben wir Frank Nopper einen leichten Vorsprung. Die besten Chancen dazwischen zu grätschen sehen wir bei Martin Körner. Hannes Rockenbauch wir eher nicht unter den zwei Stärksten, dennoch sollte niemand ihn nicht komplett abschreiben. Lediglich Außenseiterchancen rechnen wir Marian Schreier und Malte Kaufmann zu. Konkret erwarten wir
- Frank Nopper, rund 25 %
- Veronika Kienzle, um 25 %
- Martin Körner, zwischen 15 und 20 %
- Hannes Rockenbauch, rund 10 %
- Malte Kaufmann, rund 5%
- Marian Schreier, um 5 %
In der folgenden Tabelle geben wir die exakt berechnete Stimmenanteile beider Modelle wieder aus denen wir den Durchschnitt gebildet haben. Der Unterschied in beiden Modellen erklärt sich hauptsächlich durch die anderen Kandidat:innen die nicht aufgeführt wurden. Sie erhalten in der veröffentlichten Umfrage keinen exakten Wert, daher haben wir allen einen pauschalen, niedrigen Wert. Dieser Wert tendiert gegen null, nach der Kombination mit demographischen und wirtschaftlichen Daten und die kleinen Kandidat:innen erhalten alle nahezu 0 Prozent. Ohne diese Umfrage Werte wird stärker differenziert und manche kleinere Kandidat:innen kriegen ein paar Prozente zugewiesen. Diese Tendenz findet sich auch bei den prozentual kleineren Kandidaten, die aufgeführt sind – die Kombination aus Umfrage und anderen Bewegungen wirkt wie ein Gravitationsfeld für die Kandidat:innen mit stärkerer, parteipolitischer Unterstützung.
Kandidat:innen | Vorhersage ohne Umfrage (in %) | Vorhersage mit Umfrage (in %) |
Marian Schreier (unabhängig) | 7 | 5 |
Frank Nopper (CDU) | 19 | 32 |
Malte Kaufmann (AfD) | 7 | 5 |
Hannes Rockenbauch (SÖS) | 11 | 8 |
Martin Körner (SPD) | 16 | 20 |
Veronika Kienzle (Grüne) | 18 | 28 |
Wie wir hier, beim Wahlorakel, nicht müde werden betonen sind Vorhersage kein Gospel. Es ist vielmehr eine grobe Quantifizierung und Einordnung verschiedener Trends und so sollten die Vorhersagen auch gesehen werden – als grobe Richtung.